AD(H)S im Erwachsenenalter

Diagnostik und Behandlung von AD(H)S in der Citypraxis Göttingen

Autor: PD Dr. Philipp Heßmann ・ Lesedauer: 4 Minuten

Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung, wobei je nach Symptomausprägung auch von ADS (d.h. Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom ohne Hyperaktivitätssymptome) gesprochen wird.

Da ein Schwerpunkt unserer Praxis in der Diagnostik und Behandlung der AD(H)S im Erwachsenenalter besteht, möchten wir Ihnen hier gerne einen Überblick zum Krankheitsbild, der Diagnostik und den Behandlungsmöglichkeiten geben.

 

Ist AD(H)S häufig…?

Insbesondere im Kindes- und Jugendalter stellt die AD(H)S ein besonders häufiges Krankheitsbild dar. Bei vielen Betroffenen (ca. 50-70%) bleibt eine AD(H)S-Symptomatik allerdings in unterschiedlicher Ausprägung auch im Erwachsenenalter bestehen. Es ist anzunehmen, dass etwa 3% aller Erwachsenen in Deutschland unter einer AD(H)S leiden.

 

Wie entsteht eine AD(H)S…?

Die AD(H)S ist ein wissenschaftlich recht gut untersuchtes Krankheitsbild, bei deren Entstehung v.a. das Zusammenwirken neurobiologisch-genetischer Faktoren und psychosozialer Umweltfaktoren eine wichtige Rolle spielt (sog. Gen-Umwelt-Interaktion). So haben beispielsweise viele Betroffene mit AD(H)S Verwandte ersten Grades, die ebenfalls unter einer AD(H)S leiden, was für eine genetische Komponente der Erkrankung spricht. Nach heutigem Wissensstand kommt es bei einer AD(HS) in bestimmten Bereichen des Gehirns zu einer Störung bzw. einem Ungleichgewicht im Gehirnstoffwechsel. Dabei spielen insbesondere die Botenstoffe (Neurotransmitter) Dopamin und Noradrenalin eine wichtige Rolle. Davon betroffen sind v.a. solche Gehirnbereiche, die für Funktionen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Impulskontrolle und Handlungsplanung relevant sind. Durch das komplexe Zusammenwirken neurobiologisch-genetischer Faktoren und einer Vielzahl von Umweltfaktoren (z.B. Lernerfahrungen, Einfluss von Bezugspersonen etc.) wird die Ausprägung der Symptomatik mitbeeinflusst.

 

Wie äußert sich eine AD(H)S…?

Die Kernsymptomatik der AD(H)S umfasst Beeinträchtigungen von Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität, wobei darunter viele unterschiedliche Symptome zu verstehen sind, die sehr individuell ausgeprägt sein können. So umfassen Aufmerksamkeitsstörungen z.B. Beeinträchtigungen des Konzentrationsvermögens, erhöhte Ablenkbarkeit und Vergesslichkeit. Im Rahmen von Hyperaktivität können einerseits eine motorische Überaktivität („Zappeligkeit“), aber auch starke innere Unruhe oder ständige Anspannung und Ruhelosigkeit auftreten. Impulsivität äußert sich häufig in schnellen und unüberlegten Entscheidungen, Ungeduld, einem erhöhten Redebedürfnis oder auch riskanten Verhaltensweisen. Außerdem treten oft ausgeprägte Stimmungsschwankungen auf, die von Traurigkeit bis Gereiztheit reichen können. Viele Betroffene erleben sich außerdem als desorganisiert und haben Schwierigkeiten, ihren Alltag zu planen, Aufgaben zu erledigen, Termine einzuhalten, etc. Nicht selten geht eine AD(H)S auch mit anderen psychischen Erkrankungen einher, wobei v.a. Depressionen, Ängste und auch Substanzkonsum (z.B. Nikotin, Alkohol, Koffein, Cannabis, etc.) häufig sind.

 

Wie lässt sich eine AD(H)S feststellen…?

Für die Diagnose einer AD(H)S ist insbesondere das eingehende Gespräch (Anamnese) zu Symptomen und Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter, aber auch in Kindheit und Jugend entscheidend. Ergänzend dazu können auch AD(H)S-spezifische Fragebögen bzw. Interviews helfen, die Symptomatik zu erfassen. Je nach Symptomatik ist ggf. auch eine weiterführende sog. neuropsychologische Diagnostik erforderlich (z.B. zur Beurteilung bestimmter Aufmerksamkeits- oder Gedächtnisfunktionen). Auch der Ausschluss körperlicher (Mit-)Ursachen ist wichtig, weswegen z.B. bestimmte Laborwerte im Blut untersucht werden. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass es nicht „den einen AD(H)S-Test“ oder einen spezifischen biologischen Marker gibt, mit dem das Vorliegen einer AD(H)S „bewiesen“ werden kann. Entscheidend ist vielmehr, dass die Diagnose in Zusammenschau aller Befunde, insbesondere der ausführlichen klinischen Anamnese, gestellt wird.

 

Wie kann man eine AD(H)S behandeln…?

Die Behandlung der AD(H)S beinhaltet verschiedene Maßnahmen, die von der individuellen Symptomatik, Lebenssituation, eventuellen Begleiterkrankungen und Wünschen der Betroffenen abhängen. Zunächst sollte eine ausführliche Aufklärung, Informationsvermittlung und Beratung zum Krankheitsbild erfolgen (sog. Psychoedukation). Bei Wunsch der Betroffenen können dabei auch Bezugspersonen beteiligt werden. Bei entsprechender Ausprägung und Beeinträchtigung im Alltag wird gemäß den aktuellen medizinischen Leitlinien für Betroffene im Erwachsenenalter insbesondere eine medikamentöse Behandlung empfohlen. Wichtig ist aber, dass es hierzu keinerlei Verpflichtung gibt und die Optionen in jedem Fall gemeinsam zwischen Betroffenen und Behandelnden besprochen werden. Für eine medikamentöse Behandlung der AD(H)S im Erwachsenenalter sind v.a. solche Medikamente zugelassen, die auf den neurochemischen Stoffwechsel im Gehirn mit den Botenstoffen Dopamin und Noradrenalin wirken (u.a. Methylphenidat). Eine Aufklärung über Wirkung, Dosierung, Einnahme, aber auch mögliche Nebenwirkungen erfolgt selbstverständlich vor einer Verordnung. Neben einer medikamentösen Behandlung können auch krankheitsspezifische Coaching- bzw. Psychotherapieverfahren (v.a. kognitive Verhaltenstherapie) helfen. Eine Psychotherapie kann insbesondere dann erforderlich sein, wenn neben der AD(H)S auch weitere Beschwerden wie Depressionen oder Ängste bestehen.

Wenn die gemeinsame Entscheidung für eine medikamentöse Behandlung getroffen wird, sollten gerade zu Beginn der Behandlung engmaschigere Kontrolluntersuchungen erfolgen, um die Wirkung und auch mögliche Nebenwirkungen beurteilen und die Behandlung ggf. anpassen zu können. Gerne erläutern wir Ihnen Details zur medikamentösen Behandlung auch persönlich in unserer Praxis!

Vereinbaren Sie bei Interesse an einer ADHS-Diagnostik und ggf. -Behandlung gerne einen Termin zum Erstgespräch.

Letzte Aktualisierung: 13.06.2024

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